Samstag, 19. Oktober 2013

Challenge Barcelona - Ein Tag am Meer

Meine persönliche sportliche Saison im Jahr 2013 verlief bislang eher holprig. 1 Umzug, eine Studioeröffnung, das Tagesgeschäft mit mehreren Personal Trainings sowie die Teambetreuung und die Wettkampfbetreuung ließen mein persönliches Training auf 10 % und darunter schrauben. Um eine Langdistanz halbwegs ordentlich zu finishen, so wußte ich brauche ich vor allem eines ENERGIE!!! Ich sparte deshalb so viel wie möglich und verringerte mein persönliches Training stark. Somit hatte ich den Vorteil dass ich immer 100 % bei meinen Personal Trainings geben konnte und mich voll auf meine mentale bei sportlichen Herausvorderungen verlassen kann! Im Juni 2013 musste ich den IRONMAN in Frankfurt aus gesundheitlichen canceln. 3 Tage vor dem Start sah ich ein, dass der Virus stärker war als ich und sagte ab. Es tat zwar kurz weh, dennoch wußte ich, dass ich mein Ziel in jedem Jahr eine Langdistanz erfolgreich zu finishen erreichen werde. Ich vertraute auf meine Intuition und auf meine Chance! Ich lief es einfach laufen und schaute mich im Netz um..
Der Challenge Barcelona fiel mir sofort ins Auge. Meer, Palmen, Strand und die Jahreszeit schienen für mich perfekt nach meinem mental tief in Erlangen. Auch das Datum 6. Oktober passte gut in mein Zeitmanagement und mein Freund gab mir sofort die Zusage für den Support. Ich ergatterte wieder einmal über einen großartigen Zufall ein Ticket für meine 2te Langdistanz und gleich auf fremdem Boden nahe meiner Lieblingsstadt Barcelona. Am 04. Oktober flogen wir dann bepackt mit einem Radkoffer (vielen Dank an Krelli) 2 großen Sporttaschen und 1 Rucksack nach Barcelona. Das 60 km entfernte Calella erreicht man am besten mit dem Mietwagen. Es fahren auch Züge, dennoch zogen wir es vor einen Mietwagen zu nehmen, um flexibel zu bleiben. Am Flughafen staunten die mitreisenden nicht schlecht, dass ich als Frau in meinem eher City - und Shopping Trip Outfit an den Start gehen wollte. Mein Motto für diese Langdistanz war: HAUPTSACHE LOCKER BLEIBEN; SPASS HABEN UND FINISHEN! Ich vertraute voll und ganz auf mein Material: Das PINK CAMOUFLAGE CD 01 QUINTANA ROO VON RADSPORT DUSCHL CHRISTOPH SCHWERDT !!!! Auf das neue Nahrungsergänzungsmittel von SPONSER - auf den aktuellen ASICS GEL NOOSA TRI (sehr komfortabel) und auf meinen Körper, der nach 36 Jahren doch so einige Höchstleistungen auf dem Kerbholz hat. Am 06. Oktober um 08:35 h fiel der Startschuss zum CHALLENGE BARCELONA am Strand von Calella! Trotz meines enormen Trainingsrückstandes konnte ich es kaum erwarten ins Meer zu sprinten. Sofort wurde ich natürlich von den trainierten Schwimmerinnen überholt und paddelte nach ca. 10 Minuten neben einem Starter aus der Handicap Gruppe her. Dies motivierte mich umso mehr meinen Kopf auszuschalten und einfach zu schwimmen. Wenn der mit einem Arm 3,8 km schafft, dann kann ich das locker durchhalten ohne zu leiden. Das Salzwasser nervte mich zunehmend und ich war froh, dass ich 2 x Meerwasser schlucken durfte, um etwas Ablenkung zu erhalten.
Die Schwimmstrecke erwies sich als strömungsstark und alle Altersklasse Triathleten wurden sehr knapp hintereinander ins Wasser gelassen, so dass man mit ca. 1000 Startern gefühlt gleichzeitg die Strecke teilen musste. Ich persönlich erhielt einige Schläge, Tritte und musste mir häufig die Strecke wieder frei machen, um meine Schwimmdistanz einigermaßen zügig zu absolvieren. Ich konzentrierte mich hauptsächlich auf eine ruhige Atmung und lange starke Armzüge. Auf dem Rückweg zum Strand hatte ich das Gefühl, dass mich die Strömung zurück treibt.
Am Strand angekommen, benötigte ich die helfenden Hände, denn ich sank im weichen Sand ein und wurde von den Helfern an Land gezogen.
Auf die Radstrecke bin ich mit sehr gutem Gefühl gegangen. Ich verlasse mich hier voll und ganz auf das "PINK POISON" und die optimale Einstellung von Christoph Schwerdt (RADSPORT DUSCHL). Weiterhin verfolge ich die Riegel/Gel Strategie im 30 minütigen Wechsel und meine uneingeschränkte Grundlagenausdauer GA 1 , die schier unendlich scheint. Ich radelte also los, mit dem Wissen, dass mich nun sämtliche langsameren Schwimmer überholen würden! Das geniale an der Strecke in Barcelona ist, dass dich die Profis etliche male überholen und das ist jedesmal ein Riesen Kick. Als plötzlich Konstantin Bachor mit rasender Geschwindigkeit überholte, gab mir das eine super Motivation und vor allem deshalb, weil es bei ihm so leicht aussah! Bei km 100 kam wieder mein mentaler Einbruch und dieses mal eine enorme Müdigkeit. Der wenige Schlaf der letzten Wochen kam zum Vorschein und ich hatte das Gefühl die komplette Anspannung verloren zu haben. Zudem erlitt ich leichte Krämpfe im Oberschenkelstrecker, so dass ich langsam fahren musste. Bei km 150 kam dann noch ein starker Platzregen vom Himmel, bei dem vermutlich sehr viele Teilnehmer ausgestiegen sind. Ich dachte bei mir, dass ich unbedingt auf dem Rad sitzen bleiben muss, um zu signalisieren, dass ich das Ding machen will. Das hielt mich wach und so kam es, dass ich nach schier endlos langer Zeit die Wechslzone zum Laufen erreichte. Im Zelt war es natürlich leer und die Damen am Ausgang unterhielten sich, so dass ich nicht einmal sicher war, ob ich den richtigen Weg zum Marathon genommen habe. Wie in Roth empfand ich keine Anstrengung nach der Raddistanz, ich war nichteinmal mehr müde. So lief ich wie gewohnt locker vor mich hin mit dem Wissen, dass dies noch ein sehr langer Abend wird und ich in jedem Fall in die Dunkelheit laufe! Auf der Laufstrecke, die an der Strandpromenade entlang ging, war jede Menge geboten. Ich erlief mir meinen Fanclub, die mir zujubelten und jedes mal WELL DONE riefen! Ich dachte bei mir, wenn die wüßten, wie oft ich noch an denen vorbei laufen muss! In Barcelona wird man mehrfach durch das Stadion geleitet und eine Live Rockband sorgte dort für fenommenale Stimmung. Ich lief durch die jubelnde Menge und wieder und wieder erneut meine Runden. Ich wußte das ich es beende, jedoch wurde ich immer langsamer und konnte keine Kraft mehr aufbringen, um einigermaßen schnell zu bleiben.
Ich fühlte mich allerdings niemals schlecht und hatte keine Schmerzen. Ich war mir bewußt, dass ich die Geschwindigkeit meiner Personal Trainings lief und mein eigenes Training nicht durchgeführt hatte. Das war allerdings der einzige Preis, den ich für diese Langdistanz zahlen durfte. Bei km 30 war es bereits finstere Nacht und ich hörte das Feuerwerk hinter mir Ich dachte bei mir, dass sie mich bestimmt jetzt nicht finishen lassen und das Rennen abbrechen. Allerdings ließen sie mich weiter laufen und so kam es, dass ich tatsächlich nach über 15 langen Stunden und einem wundervollen Tag am Meer ins leere dunkle Stadion von Calella einlaufen durfte. Im Ziel stand Felix Walchshoefer, der mich in Empfang nahm. Ich stand aufrecht, konnte sprechen, kam mir super fit vor und wurde von meinem Freund Christian empfangen. Der persönliche Support war gerade in Barcelona super Wichtig. Die Spanier haben längst nicht den Standard, den wir in Roth genießen dürfen. Auch die Verpflegung ist eher mau. Es gibt kein richtiges Cola und ich bin mir sicher, dass das ISO mehreren Teilnehmern das finishen unmöglich gemacht hat. Hier konnte ich mich voll und ganz auf meinen Freund verlassen, der mit Sponser, Frubiase und Riegeln sowie Wechselbekleidung immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort stand!
Diese Medallie widme ich allen meinen Klienten, Unterstützern und Kooperationspartnern, ohne die ich niemals so lebendig leicht ins Ziel eingelaufen wäre! Es war ein langer Tag am Meer. Bereits 14 Tage nach dem Wettbewerb habe ich eine höhere Motivation als je zuvor, meine nächste Langdistanz in ECHTZEIT zu beenden und dann vollkommen in meiner Energie zu sein. Ich freue mich, wenn Du mich begleitest! Herzliche Grüße Jacqueline Boy