Sonntag, 2. Januar 2011

KILIMANJARO 2010 - Top of Afrika 2010

KILIMANJARO 2010 - Top of Afrika 2010




Meine persönliche Kilimanjaro Besteigung im Jahr 2010 vom 29.10.2010 - 07.11.2010

"Jambo, Jambo bwana, abari gani Mzuri sana. Wageni wakaribishwa, kilimanjaro hakunamatata"...

-Jambo Song - für William , Rama und Jana :-) -


Tag 1: Anreise von Nürnberg zum Kilimanjaro Airport.

Am Freitag, den 29.10.2010 um 05:30 h breche ich auf. Ich habe den ganzen Abend bis spät in die Nacht meinen Seesack gepackt. Mein Freund liest mir mehrmals die Checkliste vor und ich überprüfe mein Gepäck. Hoffentlich habe ich nichts vergessen...

Ich fliege über Amsterdam und treffe am Flughafen bereits auf die anderen Teilnehmer unserer Abendteuerreise zum Dach von Afrika. Im Team befinden sich Personal Trainer, Coaches und Unternehmer, um ihren ganz persönlichen Gipfel zu erreichen. Wir sind fröhlich, ausgelassen und voller Erwartungen auf die nächsten 9 Tage am Kilimanjaro. Nach einem 9stündigen Flug treffen wir gegen Abend in unserem Hotel ein. Wir sind positiv überrascht. Das Hotel hat europäischen Standard und es erinnert mich an meine Aufenthalte in der Karibik und Südamerika. Ich schwimme mit Eva, einer Personal Trainerin aus Köln, noch ein paar Runden im Pool und wir stellen fest, das wir die gleiche Strategie teilen: "nur keine Ansprüche an Hygiene, Unterkünfte, Essen und Service stellen!" Dann kann alles nur gut werden.

Tag 2 : Moshi Town- Sightseeing -








An unserem 2.ten Tag in Afrika lernen wir unsere Bergtourguides, William und Armani kennen. Die Guides begleiten uns durch die Straßen, sowie Märkte von Moshi Town. Wir sehen riesige Obst- und Gemüsestände, sowie den Fisch- und Fleischmarkt. Männer sitzen am Straßenrand und nähen Kleidungsstücke oder Tücher. Überall herrscht buntes treiben und ich bin glücklich, dass wir die beiden afrikanischen Guides dabei haben, denn die Straßenhändler sind sehr hartnäckig, wenn es darum geht uns "weißen" etwas zu verkaufen.


Tag 3 - auf dem Weg zum Mandara Hut




Unsere Reise beginnt am Marangu Gate, dem Eingang zum Nationalpark Kilimanjaro. Ein leichter und gut ausgebauter Track durch den afrikanischen Regenwald führt uns direkt zur Mandara Hut auf 2700 hm. An diesem Tag gehen wir 5 Stunden, bei mittlerem Wandertempo und sind fröhlich und ausgelassen, singen Lieder und freuen uns auf unser erstes Abendessen auf der Hütte. Bei unserer Ankunft um ca. 16:00 h werden wir mit Tee, Kaffee, Milchpulver, Kakao und Keksen versorgt.

Um ca. 18:00 h wird es dunkel. Wir essen gemeinsam zu Abend und sind glücklich, dass uns das Essen schmeckt. Es gibt Suppe, Hühnchen, Chips und Gemüse. Gegen 21:00 h legen wir uns bereits ins Bett. Hier oben auf dem Berg bemerke ich schnell worum es geht: wandern, täglich 4 Liter Wasser trinken, essen, schlafen, erholen und vor allem Kräfte für den Gipfelanstieg sparen. Der nächste Tag beginnt für mich um 05:30 h. Ich bin topfit und genieße mit einigen Japanern aus der Nachbargruppe den Sonnenaufgang im Regenwald. Nach einem ausreichenden Frühstück mit Toast, Rühreiern, Würstchen und Porretsch, wandern wir gemeinsam zum Horombo Hut auf 3720 hm.



Tag 4 Horombo Hut - Ankunft




Am frühen Nachmittag kommen wir auf Horombo Hut an und trinken Kaffee und essen Popcorn
und Kekse.

Am Horombo Hut treffen alle Gruppen zusammen. Hier muss jede Gruppe einen Tag aklimatisieren, um die Chanche auf den Gipfel zu erhöhen. Die Gruppen, welche vom Gipfel kommen, übernachten hier nach dem Abstieg. Ich bin überrascht, wie gut die Infrastruktur auf diesem Berg funktioniert. Es gibt eine Rezeption zur Registratur eines jeden Bergsteigers, sowie eine beleuchtete Toilette, eine Küche, mehrere Hütten und Unterkünfte für die Porter, Köche und Guides.


Küche auf Horombo Hut




Auch an diesem Tag heißt es bereits am frühen Abend: "Gute Nacht" und wir legen uns gegen 22:00 h in unsere Schlafsäcke und versuchen zu schlafen.


Tag 5: Horombo Hut - Aklimatisationstag -

Um 0:14 h wache ich in dieser Nacht auf und friere. Es ist um einiges kälter geworden und ich spüre die ersten drückenden Kopfschmerzen. In der Nacht gab es einen Wetterumschwung mit Regen und Wind. Es zieht in unserem Bettenlager. Um mich herum ist alles still und ich gehe davon aus, dass ich alleine bin, mit meinen Beschwerden. Ich ziehe mir noch etwas wärmeres an und gehe mitten in der Nacht auf die Toilette. Mit Stirnlampe, Feuchttüchern und Desinfektionsmittel bewaffnet, starte ich ins freie. Danach versuche ich noch einige Stunden zu schlafen bzw. zu ruhen. Gegen 06:00 h geht auf dem Berg die Sonne auf. Ich fiebere diesem Ereignis entgegen und belohne mich mit einem wunderschönen Sonnenaufgang auf Horombo Hut. Ich bin glücklich, dass der Tag anbricht und freue mich auf unser Frühstück und vor allem den Anstieg auf den Kibo Hut. Gegen 08:30 h brechen wir an diesem Tag auf.


Sonnenaufgang auf Horombo Hut





Tag 6 Kibo Hut: - auf dem Weg zum Gipfel -


Auch an diesem Tag fällt mir die Wanderung durch die alpine Wüste, welche 5 -6 Stunden andauert sehr leicht. Meine Beine sind fit und mein Pulsschlag übersteigt nicht einmal den Wert von 130. Leider machen mir meine Kopfschmerzen zu schaffen und auf der Hälfte der Strecke, entschließe ich mich eine Aspirin Tablette einzunehmen. 30 Minuten später, bin ich endlich von dem drückenden Kopfschmerz befreit. Der restliche Weg zum Kibo Hut verläuft fröhlich und mit Gesang. Wir singen gemeinsam mit unserem Guide Rama, den Jambo Song und kommen gegen 16:00 h auf Kibo Hut 4703 hm an.


vom Kibo Hut zum Uhuru Peak




Auf Kibo Hut werden wir in einen einen Schlafraum mit 12 Betten geführt. Die Wände und Decken sind schwarz voll Ruß und Schmutz und die Fenster sind vergittert. Ich komme mir vor wie in einem Gefangenenlager, doch es ist mir egal. Mittlerweile möchte ich nur noch das Eine. Den Gipfel besteigen und dem Sonnenaufgang entgegen laufen. Es sind nur noch wenige Stunden bis zum Aufbruch. Um 18:00 h essen wir zu Abend. Es gibt Spaghetti mit Gemüsesauce. Wir sind unruhig und es herrscht ein klein wenig Galgenhumor. Wir trinken Tee und sprechen nur noch wenig. Einige aus unserer Gruppe nehmen nochmals Asprin ein, um nicht von der Höhenkrankheit befallen zu werden. Ich entschließe mich für ein Aspirin Direkt. Auf die Toilette kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gehen. Ich habe alle übernötigen Aktivitäten eingeschränkt und konzentriere mich auf das Wesentliche.

Um 19:00 h legen wir uns ins Bett. Es ist bereits dunkel und wir stellen eine Kerze auf unseren Tisch. Unsere Bekleidung für den Gipfelanstieg haben wir zuvor sorgfältig zusammen gepackt. Stirnlampe, Ersatzbatterien, dicke Mütze, Sturmhaube, evtl. Skibrille, Sonnenbrille, Gesichtsschutz, Sonnencreme, Halstuch, Skiunterwäsche, dünnes- und dickes Fleece, dicke Jacke, Funktionshose, Wanderstöcke und Schuhe. Alles ist bereit. Um 23:00 h werden wir von unserem Guide William geweckt. Pünktlich um 00:00 h steht unser Team vollständig ausgerüstet bereit zum Aufstieg.

Die Nacht wird lang. Wir starten als eine der ersten Gruppen in dieser Nacht. Unser Team ist gut organisiert. Wir wissen wer an welcher Position geht und laufen in Reih und Glied. Ich fühle mich in diesem Moment wie bei einem Bundeswehreinsatz. Ich bin warm angezogen; viel zu warm. Bereits nach wenigen Metern müssen wir deshalb anhalten und unsere Guides nehmen mir die Sturmhaube vom Kopf und öffnen meinen Anorak. Ich atme wie verrückt, doch mein Puls hat nur 130 Schläge pro Minute.

15 Minuten später nehmen mir die Guides meinen Rucksack ab. Ich fühle mich besser, dennoch habe ich schwer mit meiner Atmung zu kämpfen. Ich versuche mich zu beruhigen indem ich eine Yoga Atemtechnik anwende. Dennoch bleibe ich erfolglos. Ich frage Steve, ob ich mich übergeben soll, denn ich habe das Gefühl, dass es dann besser sei. Er sagt: " Ja, versuch Dich zu übergeben!" Ich trete ein wenig weg. Die Gruppe muss wieder anhalten. Ich übergebe mich. Ich fühle mich wieder besser und gehe weiter.

Nach einiger Zeit muss ich wieder stoppen. Ich habe so starke Atemnot, dass ich glaube in Ohnmacht zu fallen oder sogar sterbe. Die Gruppe beschließt mich vorne beim Guide gehen zu lassen. Diese Strategie funktioniert allerdings nicht. Nach ca. 1 Stunde löse ich mich von unserem Team mit William, unserem Guide alleine. Der Rest der Gruppe geht voran. Ich bin glücklich mit dieser Entscheidung, denn ich möchte mein eigenes Tempo gehen.

Wieder 10 Minuten später laufen wir an meiner Kollegin Jana vorbei. Ihr geht es so schlecht, dass sie umkehren möchte. Sie wird sofort von Rama nach unten begleitet. Da oben auf ca. 5.300 hm ist mir alles gleichgültig. Ich sehe nur die vielen Lampen, die sich wie eine Lichterkette den Berg hinaufziehen und verfolge mein Ziel. Jeder Schritt zählt und jedes Atmen bedeutet Leben.

William bestärkt mich mit seinen Worten. Er sagt, dass ich nicht sterben werde und Steve erklärt mir, dass es da oben normal sei , sich übergeben zu müssen und ein Gefühl von Atemnot zu ertragen. Steve versammelt uns alle nochmals um sich und motiviert uns, mit den Worten:

"This ist NOT the point to return...this is the point where you can proof how important it is for you to get to the summit!"

Ich versuche meine Gedanken zu kontrollieren und die Atemnot zu ignorieren. Ich versuche Strategien zu entwickeln, um keine Angst mehr zu verspüren.

Mittlerweile ist es 03:00 h und ich werde sehr müde und bemerke das William mein Guide ebenso erschöpft ist, deshalb versuchen wir uns gegenseitig wach und munter zu halten. Ich benötige viele Stopps und bemerke, dass ich bei der Einnahme von Energie Gel, sowie Wasser eine Art Energiekick erhalte. Ich nehme regelmäßig dieses Gel ein, muss mich aber nochmals übergeben.

Plötzlich setzt ein Schneesturm ein und ich spüre die Kälte in meinem Gesicht. Da mein Hals jedoch geschützt ist, habe ich deshalb keine Probleme. Ich erinnere mich an einen Schneesturm in Frankreich und konzentriere mich auf meine Schritte.

Gegen 06:00 h sind wir bereits in der Nähe von Gilmans Point (5681 hm). Es wird langsam hell und William setzt mir meine Sonnenbrille auf. Ich kann sehen wie die meisten von uns bereits oben stehen und herunter rufen. Mein Guide William kommuniziert ständig mit unserer Gruppe, die bereits am Gilmans Point steht und ich bin jetzt hochmotiviert weiter zu wollen. Ich möchte schneller gehen. Kann aber nicht, da mich die Steigung und die Atmung daran hindert.

Ca. 100 Meter unter mir, höre ich plötzlich Jana und Rama singen und schreien. "Jambo, Jambo bwana...".. Ich bin glücklich. Jana ist wieder zurück. Diese Frau ist tatsächlich nach einem Abstieg wieder den ganzen Berg zurück nach oben gelaufen. Welch eine Leistung!

Um ca. 07:00 h erreichen William und ich den Gilmans Point. Wir treffen auf andere Bergsteiger, die mir Glück wünschen. Plötzlich bin ich glücklich, fühle mich stark und absolut keine Atemnot mehr. Mein Körper hat sich der Höhe angepasst. Für mich ist es wie ein Wunder. William macht ein Foto von mir und für mich steht bereits jetzt schon fest. Wir gehen bis zum Uhuru Peak. Dem höchsten Punkt von Afrika.

Gilman`s Point (5.681 m)




Es sind noch ca. 1,5 Stunden zum Uhuru Peak. Wir gehen durch eine Felsenlandschaft mit Schnee, Gletscher und Eis. Es ist hier wie bei einer Skitour und es geht leichter voran. Hier genieße ich das immer besser werdende Wetter und werde von entgegenkommenden Gipfelstürmern motiviert. "Gleich hast Du es geschafft, Good Luck und Congratulations"!

Plötzlich kommt die Sonne heraus und ich packe meinen Sunblocker aus. Wir machen eine kurze Rast auf dem Weg zum UHURU PEAK und ich setze mich auf einen Felsblock. Ich merke wie müde ich bin. Schließlich sind wir seit mehr als sechs Stunden bei Schnee, Dunkelheit und Eis unterwegs . Ich schlafe kurz ein, werde aber von William geweckt. Wir gehen weiter. Schritt, atmen Schritt atmen, Schritt atmen und weiter...

Ich sehe einen Felsvorsprung und denke: "Jetzt sind wir gleich da." Von wegen... Wir gehen noch weiter und weiter und plötzlich nach ca. 1 Stunde Gehzeit, sehe ich eine Gruppe von vielen Menschen auf einem Punkt. Das ist der Uhuru Peak. Wir benötigen trotz weniger Meter noch ca. 30 Minuten für dieses letzte Stück. Ich stütze mich auf meinen Stöcken ab und bin erschöpft.

Gegen 08:45 h erreichen wir den Uhuru Peak gemeinsam in der Gruppe. Die anderen haben auf mich gewartet. Kurze Zeit später trifft Jana ein. Sie hat es auch geschafft. Wir nehmen uns glücklich in die Arme und spüren großen Stolz, Erleichterung und Erschöpfung. Mir fließen die Tränen herunter. Ich habe es geschafft. We made it to the top of Afrika.

UHURU PEAK (5859 hm)



Große Freude macht sich in mir breit. Mir ist warm und ich nehme meine Freunde in den Arm. Wir sind alle erleichtert und glücklich. Wir halten uns ca. 20 Minuten auf dem Gipfel auf , fotografieren und tauschen unsere Erfahrungen aus. Plötzlich heißt es Abstieg und Aufbruch. Ich möchte nicht gehen. Ich bin müde und möchte am liebsten auf dem Gipfel übernachten. Mittlerweile ist es bereits 09:30 h und wir müssen absteigen.

In kleinen Gruppen machen wir uns auf den Weg nach unten. Vor uns liegt noch ein langer Tag. Wir steigen nochmals 2 weitere Stunden ab und kommen gegen 12:00 h am Kibo Hut an. Dort heißt es Abschied nehmen vom Gipfel. Gegen 14:00 h brechen wir bereits zum Horombo Hut auf. Müde und erschöpft gehen wir nach unten. Ich spüre wie mehr und mehr Sauerstoff meine Lungenflügel füllt und fühle mich angetrieben von dem Gefühl nach mehr Luft und Freiheit.

Meine Erfahrung aus der Besteigung:

- Der Kilimanjaro ist ein Seminar für sich. Die mentale Belastung ist groß und man lernt mit Atemnot, Ängsten und Zweifeln umzugehen. Ich habe diese Ängste und Zweifel überwunden. Dies hilft mir im Alltag und Beruf mit schwierigen Situationen umzugehen.

Ich träume bereits heute von meinem nächsten Gipfelanstieg auf den Kilimanjaro.